Tag 2: Was mir durch den Kopf geht

Was mir so durch den Kopf geht.

Ich sitze zu Hause am Schreibtisch. Das Gefühl im Kopf ist irgendwie zwischen „da passiert mal was anderes“ und dem Abwickeln von Dingen, die sonst immer die Vorbereitung auf Urlaub waren.

Ein paar Projekte sind ja auch aktuell noch zu betreuen. Langeweile taucht noch nicht auf. Telefonkonferenzen finden statt (so es der Betreiber gerade zulässt und das Einwählen überhaupt noch möglich macht), Menschen werden zwangsdigitalisiert, viele bislang persönlich vorgenommene Aktionen und Vorhaben ins Netz verlagert.

Allgemeiner und persönlicher Aktionismus ist auch zu erkennen. Sowohl privat, mit den Kindern und der Familie als auch beruflich. Kann man irgendwas tun, was der Sache weiterhilft? Oder vielleicht auch nur, um der sich ganz gewiss einstellenden „Langeweile“ der kommenden Zeit vorzubeugen?

Beim Versuch, informative Dinge, Links zusammenzutragen habe ich festgestellt, dass viele Menschen schon schneller waren. Home-Office Tipps, die besten Hinweise zur digitalen Zusammenarbeit, Podcasts-Tipps. Alles schon fast inflationär im Netz. Auch lokale Hilfsangebote zur Unterstützung von Senioren ploppen wie Pilze aus dem Boden. Das ist großartig. Man hat das Gefühl, das Gemeinschaft, Gemeinnützigkeit und Solidarität noch mal völlig neu gedacht werden. Vielleicht hält das ja sogar an.

Alles ist neu und auch in all der Ernsthaftigkeit ein Stück weit spannend. Weil man es noch nicht kennt.

Persönlich glaube ich aber auch, dass das alles die 1. Phase ist. Vielleicht existiert diese auch noch in 2 Wochen. Aber danach? Wenn sich die Kinder trotz intensiver Bemühungen der privaten Beschulung, Beschäftigung und Bespaßung nicht mehr wohl fühlen? Wenn unklar ist, was aus dem Arbeitsplatz wird? Oder aus den Aufträgen, die man als Freiberufler so hat?

Manch einer mag mir wie regelmäßig Fatalismus vorwerfen. Von mir aus, bin ich gewohnt. Aber es gehört trotzdem nicht zu meiner Normalität, dass die Kanzlerin gestern im Fernsehen sagt, dass Zusammenkünfte in Vereinen ab sofort verboten (sic!) werden. Ebensowenig, wie ich mich an Maschinengewehre an Flughäfen jemals gewöhnen werde.

Und gleichzeitig ist es auch nicht normal, wenn der WDR gestern in Bonn Menschen interviewt, die sich auf der Wiese sonnen und es „doof“ finden (sic!), dass man sich nicht mehr so oft treffen soll und sie es deshalb so lange wie möglich herauszögern, es nicht zu tun. Deppen.

Die Eilnachrichten ploppen auf meiner Uhr und auf dem Smartphone parallel und manchmal im Minutentakt ein. Abstellen? Lieber nicht, ich möchte aktuell bleiben. Anlassen? Das macht einen noch verrückter. Ein befreundeter Agenturchef schrieb gerade, dass genau diese Nachrichten bei ihm zu mangelnder Kontrolle führen. Und genau diesen Kontrollverlust fürchte ich. Aktuell bleiben. Finde ich wichtig.

Wir müssen einen Weg finden. Ich habe den noch nicht gefunden. In den kommenden Tagen wird es - da bin ich mir sicher - noch weitere Einschränkungen geben. Unser Hof unten ist bereits mit Kreide vollgemalt, die Kids können weiter spielen, so lange es nicht in Strömen regnet.

Behalten wir das alles im Blick. Als Fundraiserinnen und Fundraiser suchen wir die guten und aufmunternden Geschichten in dieser Sache. Es wird für irgendwas gut sein. Ich bin gespannt.

Mein Lieblingspodcasts (auch eher ein aus Gründen der dort berichteten Fakten eher allgemein pessimistisch erscheinend) packt regelmäßig eine gute Nachricht in die Folgen. Schön angekündigt mit einem auffälligen Jingle. Den dürfen Sie sich jetzt denken. Aber ich habe auch eine gute Nachricht:

Es gibt noch Klopapier. Und das auf absehbare Zeit. :-).

Bleibt stark! Und Ihr so?

Hier organisieren wir unseren Alltag neu. Während die Kinder die Aufgaben der Schulen lösen gehe ich an den Rechner und arbeite mit Gemeinden und Einrichtungen weiter an Anträgen. Nachmittags ist der Garten ein Segen: Bewegung für die Kinder und ablenkende Aufgaben für die Erwachsenen, die nicht gerade am Arbeiten sind.
Das durchaus mit Kalkül: Ich gehe davon aus, dass gerade die öffentlichen Gelder für Projekte in ein paar Wochen/Monaten (wenn die Gremien wieder starten) als eine Art Konjunkturpaket gesehen werden. Wer in den Sitzungen mit fertig ausgearbeiteten Sachen am Start ist sollte gute Chancen auf Förderung haben.